Erschienen am Donnerstag, 13. Dezember 2012
Anlass: Christmas Jazz mit der MVS Big Band am 9.12.2012
Von unserem Mitarbeiter Hans-Ulrich Kramer
Jörg Gebhardt, der über 30 Jahre Schlagzeuger bei der heutigen SWR-Bigband gewesen ist, ist wie gewohnt in mehreren Rollen zu bewundern: als Dirigent, als Moderator und als Sänger. Gleich zum Konzertbeginn greift Gebhardt zum Mikro: „Around the World“ ist so etwas wie die Erkennungsmelodie der MVS-Bigband und steht am Anfang des rund zweistündigen Reigens mit Stücken aus Swing, Jazz und Pop.
Das Konzert bewegt sich auf gewohnt gutem, gleichbleibend hohem musikalischen Niveau. Zum satten, aber immer wieder auch gefühlvollen Bigband-Sound, der meist von den Blasregistern getragen wird, gesellt sich der variable Gesang Jörg Gebhardts (Bild: Kramer/A) oder der seines weiblichen Pendants Tanja Glaser. Diese ist bereits seit zehn Jahren festes Mitglied bei der MVS-Bigband.
Tanja Glaser beherrscht den spielerisch-leichten, mädchenhaften Gesangsstil wie etwa im lautmalerisch-koketten „I wanna be loved by you“ genauso wie den ausdrucksstarken, gefühlvollen Gesang, den sie in den Weihnachtsballaden „A Christmas Love Song“ oder „Merry Christmas Darling“ an den Tag legt. Gekonnt sind auch immer wieder die Duette von Glaser und Gebhardt, in denen sich ihre Stimmen sehr gut ergänzen.
Zu nennen wären das italienische Stück „Quando, quando, quando“, das die Combo als sanften Bossa Nova vorträgt und bei dem Tenorsaxofonist Dieter Goth mit einem ausdrucksstarken Solo überzeugt sowie das humoristische „Baby, es regnet doch“: Letzteres Stück handelt davon, dass der Mann die Frau überreden will, noch länger bei ihm zu bleiben. Das unterhaltsame, witzige Zwiegespräch wird von Glaser und Gebhardt durch die passende Mimik und Gestik untermalt.
Überhaupt werden viele Stücke mit einem Augenzwinkern präsentiert, allen voran ein Medley deutscher Schlager aus den 1930er Jahren, das vom „Kleinen grünen Kaktus“ der Comedian Harmonists beschlossen wird. Über die Gesangsdarbietungen soll aber nicht die Leistung der Instrumentalisten vergessen werden.
Vor allem die Satzführer der Bläserregister, Thomas Geiger (Alt-Saxofon), Dieter Goth (Tenor-Saxofon) oder Achim Klier (Trompete) haben immer wieder beeindruckende Solo-Auftritte. Thomas Geiger weiß etwa mit zartschmelzendem Sax bei einem Song aus dem Musical „My fair Lady“ oder bei Jobims „Girl from Ipanema“ zu gefallen, Dieter Goth beim schon erwähnten „Quando, quando, quando“ und Achim Klier hat seinen großen Auftritt beim Titel „Wunderland bei Nacht“. Mal kristallklar und durchdringend, dann wieder leicht expressiv, zieht der Trompeter hier alle Register.
Nicht verschwiegen werden sollen auch die Soli-Darbietungen vom jüngsten Bandmitglied, dem 16-jährigen Pianisten Daniel Weiß. Sowohl bei Billy Joels „Root Beer Rag“ als auch beim balladesken „Tonight“ aus dem Musical „West Side Story“ überzeugt Daniel Weiß mal mit fein perlenden Läufen, mal mit wuchtigen Klängen. Wie gewohnt beschließt ein längerer Weihnachtsblock das abwechslungsreiche und viel beklatschte Konzert der MVS-Bigband.