Erschienen am Montag, 14. November 2016
Anlass: STB Bigband trifft Stepptanz
Im Sindelfinger Pavillon ist die STB Bigband gemeinsam mit dem Duo „Tap & Tray“ aufgetreten
Die IG Kultur und die STB Bigband setzten die beliebte Reihe „STB Bigband trifft?“ fort. Zum vierten Mal traf am Freitag die Sindelfinger Combo Künstler aus anderen Genres. Nach Impro-Theater, Beat-Boxing und Autorenlesung war nun der Stepptanz an der Reihe.
Von Bernd Epple
SINDELFINGEN. „Jetzt kommt zusammen, was eigentlich sowieso zusammengehört“, konstatierte Bandleader und Posaunist Django Hödl und Stepptänzer Kurt Albert ergänzte: „Die Stepper gehörten in der goldenen Ära der Bigbands dazu und wurden später aus Sparmaßnahmen weggestrichen.“ Klaus Bleis und Kurt Albert, die K & K-Monarchie des Stepptanzes, wie sie Hödl ankündigte, treten seit 30 Jahren als Duo auf. In dieser Zeit haben es „Tap & Tray“ mit ihren einzigartigen Choreographien geschafft, weltweite Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Nicht zuletzt, weil sie den klackenden Eisen an den Schuhen außergewöhnliche optische Reize hinzugefügt haben. Raumfüllend bewegen sie sich in unterschiedlichsten Tempi von lautstark bis schier gar schwebend über die Bühne. Ihre Spezialität: Das Steppen mit Tabletts, die sich auf ihren Fingern drehen oder auf den Boden gelegt auch mit Füßen oder Jazzbesen bearbeitet werden. Doch für dieses Highlight müssen sich die Besucher des vollbesetzten Pavillons zunächst ein wenig gedulden.
Die 18-köpfige Bigband eröffnete den Abend mit Christina Aguileras souligem „Ain?t No Other Man“. Claus Regelmann, der Geschäftsführer des Sindelfinger Glaspalastes, an dem Abend als Gitarrist in STB-Diensten, heizte mit seinem rockigen Solo schon mal die Stimmung an. Wie von dieser Band gewohnt, stellte sie gleich den richtigen Groove in den Raum, bevor Tap & Tray mit scheinbar müheloser Leichtigkeit zu einer swingenden Duke Ellington Nummer mit ihren Taps den Boden fegen. Staunende Blicke folgen ihren Bewegungen. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was da noch folgen sollte.
„The Bare Necessities“ aus dem Dschungelbuch, von Sängerin Gudrun Egle in Deutsch vorgetragen („Versuch‘ s mal mit Gemütlichkeit“), wurde zum Spielplatz der Solisten aus den Bläserregistern. Und dann, weit entfernt von Balus‘ Bärenphlegma, zeigten die steppenden Herren, dass man auch zu langsamen Stücken rasante Paddle-and-Roll Beats aufs Parkett bringen kann. In den ausladenden Bewegungen eines Fred Astaires, mit Glitzeranzug und blauer Krawatte, wirbelten die beiden über die Bretter bis sie am Ende nach einem Pferdegalopp zum Stand kommen. Fehlte nur noch das Schnauben, das jedoch vom Publikum durch lachenden Beifall ersetzt wurde.
Die Bigband erlöste Albert und Bleis zwischendurch immer wieder und gönnte den Beiden eine Pause. Schließlich ist das körperliche Schwerstarbeit, auch wenn es immer leicht und locker rüber kommt. „Bei mir bist du schön“ sorgte für einen weiteren Farbtupfer im bunt gefächerten Programm, wie auch „September“ von Earth, Wind & Fire. Hödl bezeichnet das als „Ausflug in andere Stilrichtungen zur Entspannung“. „Boston Beans“, sehr swingend und ausdrucksvoll von Gudrun Egle vorgetragen, kommentierte er so: „Ich habe den Text 15 mal gelesen, ich hab ihn nicht verstanden. Aber ich versteh‘ gerade vieles nicht, was auf der Welt vor sich geht. Kommt‘s also darauf auch nicht mehr an.“
Der Meister des knitzen Humors kündigte als Intro einer Thelonious Monk-Nummer Kurt Albert an. Er würde, wohl in Anspielung auf die Eurythmie, jetzt aber nicht seinen Namen tanzen. Wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen fuhr dieser mit kleinen Steppfiguren von rechts nach links. Schließlich brachten Tap & Tray den zweiten Teil ihres Namens auf die Bühne: Tray (Tablett). Choreographisch äußerst wirkungsvoll eingesetzt, erweiterten die silbernen Scheiben auch das Klangspektrum. Das ist spannendes und humorvolles Entertainment zugleich, denn neben Hödl haben auch diese Herren den Schalk im Nacken. Die beiden mehrfachen Weltmeister der „Paddle and Roll World Championships“ sind Meister des Synchrontanzes und eine optische Augenweide. Im Größenverhältnis wirken sie zwar wie Pat und Patachon, in der tänzerischen Brillanz jedoch kaum zu übertrumpfen. Wie nicht anders zu erwarten, hatten Band und Tänzer eine Zugabe parat und die Resonanz bestätigte, dass die STB Bigband mit dieser Veranstaltungsreihe den Nerv des Publikums trifft.