Erschienen am Montag, 7. Oktober 2013
Anlass: Füenf-Konzert
Das A-Cappella-Quintett Füenf aus Stuttgart hat im Pavillon in Sindelfingen sein neues Programm "Bock drauf!" präsentiert
SINDELFINGEN. Es gibt eine neue Show des A-Capella-Ensembles Füenf. Jetzt hatten die fünf Herren mal Bock drauf, mit ihrem Programm "Bock drauf" vom Proberaum raus in die Öffentlichkeit zu gehen. Die IG Kultur Sindelfingen zog das große Los und durfte als erster Veranstalter diese Show präsentieren. Inzwischen ist vielen Musik- und Comedy-Fans bekannt, was Füenf drauf hat. So war der Pavillon am Samstagabend schon lange vor Showbeginn ausverkauft.
In lockerer Kleiderordnung kamen die fünf auf die Bühne, vorne ein kleiner Notenständer mit Spickzettel, falls ein solcher bei dieser Vorpremiere mal von Nöten sein sollte. Was da aber kommen sollte, war alles andere als eine öffentliche Probe. Von der ersten Sekunde an zeigte die Gruppe eine Bühnenpräsenz, wie sie nur eine Truppe aufweisen kann, bei der die Chemie stimmt und die authentisch rüberbringt, was aus geistigen Ergüssen in kompositorische Glanzleistungen mündet. Da wirkte nichts unsicher und gekünstelt.
Neudeutsche Floskeln und Spielplatz-Jargon
"Wir haben Bock drauf" hieß auch das Eröffnungsstück des Abends; eine kraftvoll-positive Nummer, die auch sofort zum Mitklatschen animierte. Mit "Es geht auch ohne Musik" ging es weiter. Rap-artig vorgetragener Sprechgesang von Justice, harmonisch ummalt vom Satzgesang seiner Kollegen. Schließlich wurde der "alltägliche Wahn" mit spritzigen, spitzen und humorvollen Texten aufgearbeitet. Da waren die neudeutschen Floskeln wie "Hallo, wie geil ist das denn? Das geht ja gar nicht! Nee, echt jetzt, oder?" ebenso bearbeitet wie der neue Jargon der Mütter auf dem Spielplatz.
Dottore Basso, das italienische Bandmitglied mit der wundervollen Bassstimme, erzählte in einem Lied von seiner Odyssee bei der Wohnungssuche, wo er als "idealer Mieter", der fast nie zuhause ist, keine Kinder und Haustiere hat, nur eben den Makel aufweist, Ausländer zu sein, ganz nach dem Motto: "Wir haben nichts gegen einen Ausländer, deutsch sollte er halt sein!"
Memphis berichtete in einem Stück von seinen Entspannungsmethoden und wie er durch Beobachtung herausfand, dass es in öffentlichen Toiletten immer besser ist, die mittlere Kabine zu benutzen, so gäbe es "keine Pannen beim Entspannen".
Wie schon beim altbekannten Stück "Umdreh'n brinx nix", einer Persiflage auf Roger Whitaker, konnte sich Justice auch an diesem Abend mit einem Potpourri mit gesammelten Werken Patrick Lindners in Szene setzen. Den Refrain sollte das Publikum mitsingen, was es auch voller Inbrunst tat: "Bring mir die Sonne wieder zurück, die Sonne ist für alle da, fang dir die Sonne?" Begleitet wurde dieses Lied im Stile der Fischerchöre von Pelvis an der Gitarre und von Memphis an einer Melodica mit Schlauchmundstück-Verlängerung. Ein Halleluja auf das Leben!
Im "Banana Boat Song"-Style von Harry Belafonte wurde die kleine Republik Oakambe besungen, die irgendwo "zwischen Afrika und Asien, gleich hinterm Mittelmeer" liegt und deren Präsident partout keine Spenden mehr aus den Industrienationen annehmen wollte: "Hilfe wir ersticken - kein Geld mehr schicken", weil seine Einwohner nur dummes Zeug damit anstellen.
Musikalisch arbeitete sich die Band durch verschiedenste Stilrichtungen, was ihr mit Bravour gelang. Mal trat der Hintergrundchor mit einem jazzigen Bläsersatz in Erscheinung, mal wurde Reggae, Rock oder Volksmusik (etwa "der Piefke" - das symbiotische Verhältnis mit den Österreichern) zum Besten gegeben. Dabei war stets Bewegung auf der Bühne, eine Choreographie die auch bei der Vorpremiere schon hervorragend funktionierte.
Was neben allem Witz gesangstechnisch zu hören war, vom tiefsten Bass Dottores bis zur Fistelstimme, die Little Joe so meisterhaft einsetzte, gebührt aller Achtung. Gesangsarrangements vom Feinsten: Comedian Harmonists war gestern, heute gibt es Füenf! Sie verabschiedeten sich mit ihren bekannten und beliebten Stücken "Horst" und der "Ode an den Süden" und wurden vom Sindelfinger Publikum begeistert gefeiert.
Die neue CD "Bock drauf" wird im Winter aufgenommen und kommt im Frühjahr auf den Markt.