Es zündet erst ziemlich spät

SZ / BZ

Erschienen am Donnerstag, 7. März 2013

Anlass: Re-Bop

Von unserem Mitarbeiter Bernd Heiden

Das „Re“ im Bandnamen von Re-Bop soll wohl Fingerzeig auf den Retro-Charakter der Formation geben, zu der neben Anne Czichowski die Sängerin Jennifer Rüth und Wolf-Dieter Rahn gehören: Bei eigenen Arrangements lassen Re-Bop die Stücke des legendären Vokaltrios von Dave Lambert, Jon Hendricks und Annie Ross, kurz Lambert, Hendricks & Ross wieder aufleben, die von Mitte der 1950er bis Anfang der 1960er Jahre regelmäßig die Jazz-Hitparaden anführten und großen Einfluss auf Formationen wie Manhattan Transfer oder Sänger wie Al Jarreau und Bobby McFerrin ausübten.
Dabei bediente sich das Trio des Vocalese-Verfahrens: Instrumentalstücken oder –improvisationen wurden Texte unterlegt, was bei den durch den Be-Bop kultivierten Tempi natürlich zeitweise in rechte Zungenbrecherei zwecks Staccato-Silbengeknatter ausarten konnte.
Bevor Re-Bop freilich solch heiße Vokalakrobatik auftischte, dauerte es indes ein paar Nummern, für eine Anne Czichowski, normalerweise eine Konzertschnellstarterin, die im Nu das Publikum am Wickel hat, sogar erstaunlich viele Nummern.

Obwohl das Trio längst bewiesen hatte, dass seine Stimmen sich bei Oberklassenintonation trefflich zueinander fügen, schien die Crew erst richtig zur Nummer sieben, „Swinging till girls come home“, dem letzten Stück vor der Pause mit Vokalimprovisationsgeschnatter und –duellen richtig aufgetaut. Zuvor hatte bereits Wolf-Dieter Rahn als nicht ganz ernster Gospelprediger die bis dahin etwas akademisch wirkende Attitüde abgelegt. Vor allem Pianist Peter Gromer, aber auch Axel Kühn am Kontrabass und Drummer Mathias Daneck hatten dagegen scheinbar keine Aufwärmphase nötig.

Nach der Pause knüpfte die Formation bei der zuvor gewonnenen Ausstrahlungslockerheit an und bescherte in unterschiedlicher Bestückung von Tutti über Duo und Solo noch eine Reihe Jazzperlen, darunter Bop-Kracher wie „A Night in Tunesia“ oder das virtuose „Jackie“ mit Anne Czichowski als Solistin. Keine Frage also ein hochklassiger Act mit fähigen und ausstrahlungsstarken Akteuren. Aber vielleicht wäre Re-Bop gut beraten, sich noch einmal Gedanken über die Programmabfolge mit einem dann vorverlegten Zündzeitpunkt zu machen.

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