Erschienen am Dienstag, 16. Februar 2016
Anlass: Penny & the Rhythm Kings
Nicht nur verdienten Veteranen der Livemusik ein Forum bieten, sondern auch vielversprechenden jungen Musikern, darum müht sich vermehrt die IG Kultur Sindelfingen/Böblingen. Eingeladen in den Pavillon hatte sie zum Start ihrer neuen Staffel die aus Studenten der Musikhochschule Stuttgart bestehende Formation Penny & the Rhythm Kings.
Geschmeidige Grooves und schöne Soulnummern gabs da zu hören, arrangiert von Hochschulprofessor Werner Acker, gewissermaßen der Spiritus Rector für die nun schon vier Semester lang zusammenarbeitende Band. Acker ist selbst seit gut 45 Jahren als Studio- und Livemusiker aktiv, zu seinem 60. Geburtstag nahm er mit „Roots“ sein erstes Soloalbum auf und widmete sich darauf dem Brückenschlag zwischen Rhythm & Blues, Soul und Jazz. Und in diese Richtung trimmt er nun auch Penny & the Rhythm Kings.
Im Repertoire hat das Sextett Musik aus jener Zeit, als der junge Werner Acker seine Helden entdeckte, aber eben auch aktuelle Versionen und neue Songs von Künstlern, die heute für den Fortbestand und frisches Blut in der Sparte von Soul und Rhythm’n’Blues sorgen. Sehr schön festzustellen etwa im Stück „What a man“, das 1968 Linda Lyndell gesungen hat und vor rund fünf Jahren durch Lena Meyer Landrut eine Auffrischung nebst einem Verweis an James Brown erfuhr. Von jener Lena stammt übrigens auch das Lieblingslied von „Soul Girl“ Helena „Penny“ Folda. Der bereits im Titel geäußerten Ansage „I like to bang my head“ kommt die sich schon beim zweiten Song zwecks besserer Beweglichkeit ohne Schuhe auf der Bühne stehende Sängerin im Pavillon zwar nicht nach, schwingt Hüften und Beine dafür nun aber umso mehr. Dies ist dann auch der passende Moment für ein funky Solo von Bassist Basti Schiller.
Das im Vergleich zu den auf der Bühne im stimmungsvollen Scheinwerferlicht agierenden Musikern im Durchschnitt deutlich ältere Publikum im sehr gut besuchten Pavillon bekommt von Penny & the Rhythm Kings nicht einfach nur Covermaterial aufgetischt, sondern raffiniert verfeinerte Arrangements serviert. Sie legen bei aller Hittauglichkeit der Vorlagen nahe, dass hier eben keine Partyband agiert, sondern dem musikalischen Anspruch der Vorzug gegeben wird.
„Kiss“ von Prince in einer auf Blues getrimmten Version wird mit einem atmos-phärisch dichten Gitarrendialog zwischen Acker und Rhythmusgitarrist Hannes Donel eröffnet. In „Georgia on my mind“ vom guten alten Ray Charles klimpert schön barmäßig verspielt Peter Röhm auf den Tasten seines an anderer Stelle wieder satt groovenden Keyboards. Eine in die letzten Takte einfallende Rückkoppelung, die kurzzeitig für etwas Ratlosigkeit auf der Bühne sorgt, überspielt er geistesgegenwärtig mit einem leidenschaftlichen „Oh yeah“. Die nachfolgende Liedzeile „What a mighty good man“ hätte also auch ihm gelten können.
Der Song jener Sängerin, „die viel zu früh von uns gegangen ist“, wie Helena Folda das Publikum mitraten lässt, stammt dann nicht von Janis Joplin, sondern von Amy Winehouse, ist also wie das kräftig vorwärts marschierende „Seven Nation Army“ von den White Stripes oder „Another Day“ von Jamie Lidell jüngeres Material. „Meine Zeit“ kann Werner Acker aber spätestens dann wieder flüstern, wenn „Groovin“ von den Young Rascals von 1967 oder Sam Cookes „A change is gonna come“ von 1964 an der Reihe sind. Der „change“ in Sachen Generationswechsel, das bleibt als Eindruck dieses gekonnt gespielten Auftritts von Penny & the Rhythm Kings, ist längst vollzogen.