Keinerlei Abschiedsschmerz

SZ / BZ

Erschienen am Dienstag, 23. Juli 2013

Anlass: Anders

Von unserem Mitarbeiter Hans-Ulrich Kramer

Bereits im vergangenen Jahr sind Anders auf Einladung der IG Kultur in Sindelfingen aufgetreten, damals im Pavillon. Seitdem sind für die Band neue Zeiten angebrochen: Nach bestandenem Abitur haben die Sänger Johannes Berning, Johannes Jäck, Moritz Nautscher, Gabriel Fürst und Utaemon Toyota im Frühjahr 2013 ihre zweite CD mit dem programmatischen Titel „Neue Zeiten“ aufgenommen, die fast ausschließlich Songs aus eigener Feder enthält.

Im Rahmen ihrer Tournee ist Sindelfingen die vorletzte Station – und zugleich das vorletzte Konzert mit Gabriel Fürst, der bei Anders als Sänger aussteigt, sich aber weiterhin um das Konzert-Booking kümmern wird. Von Abschiedsschmerz ist indes nichts zu spüren: Gerade Gabriel Fürst ist zu allerlei Scherzen aufgelegt und macht die witzigsten Ansagen.

Anders überzeugen auf ganzer Linie: Große Gesangsqualität trifft auf pfiffige Arrangements und schöne Choreografien. Anders stehen nicht statisch auf der Bühne, sondern gruppieren sich immer wieder neu und sorgen somit auch optisch für viel Abwechslung. Und sie widerlegen eindrucksvoll einen SWR-Moderator, der einst meinte, sie würden zwar toll singen, sich aber auf der Bühne nicht gut bewegen.

Anders präsentieren hauptsächlich die Songs ihrer neuen CD, von denen vor allem „Was sind das für Zeiten“ mit feinen Gesangslinien und seiner genauen Zeitdiagnose überzeugt. „Neuer Tag“ lebt vom wohlklingenden Gesang Johannes Bernings, der von den übrigen vier Sängern lautmalerisch umrahmt wird. „So sieht es aus, mach etwas draus, wenn ein neuer Tag beginnt“ singt Johannes Berning in dieser Singleauskoppelung, zu der es auch ein eigenes Musikvideo gibt. „Du schmeißt mich raus“ featuring Gabriel Fürst nimmt eine witzige Wendung: Was zunächst nach einem Trennungslied klingt, bei dem eine Frau ihren Freund aus dem Haus wirft, endet als kleines Familiendrama, bei dem die Mutter ihren Sohn vor die Tür setzt.

Aber auch Coversongs haben Anders im Gepäck, denen sie ihre eigene Note verleihen: Coldplays „In my Place“, das erneut von Johannes Bernings feinfühligem Gesang getragen wird, ist eine veritable Gänsehautballade, während der Bond-Titelsong „Skyfall“ atmosphärisch dicht und mit raffinierter Choreografie präsentiert wird. Moritz Nautscher gibt die Adele – „weil er kleinwüchsig ist wie sie“, wie Gabriel Fürst mit einem Augenzwinkern anmerkt.

Nautscher setzt mit einer geheimnisvollen, leicht dunkel gefärbten Stimme Akzente. Die übrigen Sänger steuern Chöre bei oder geben die Beatbox. Bei „Wenn sie schläft“ hat Utaemon Toyota, der für die tiefen Töne verantwortlich zeichnet, seinen großen Auftritt: Mit bassigem, leicht sonorem Gesang setzt der Heidelberger einen Kontrapunkt zu den ansonsten leichtfüßig und beschwingt vorgetragenen übrigen Stücken. „Sie tanzt“ lebt vom klaren Gesang Johannes Bernings und einem schmissigen Groove, den die übrigen Sänger erzeugen, die gemeinsam über die Bühne tänzeln. Damit endet das offizielle Programm. Das ausgelassene Publikum fordert aber erfolgreich Zugaben ein, von denen vor allem die älteren Covernummern „Hello, goodbye“ und „I feel lonely“ überzeugen.

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