Tanzduell auf vier Sohlen

SZ / BZ

Erschienen am Mittwoch, 16. November 2016

Anlass: STB Big Band trifft Tap & Tray 11.11.2016

Sindelfingen: Django Hödls STB-Big-Band holt zum Konzert im Kulturpavillon das Step-Duo „Tap and Tray“
Von unserem Mitarbeiter Bernd Heiden

Ob mal mit Beatboxer oder Literaturlesung, seit drei Jahren holt sich die STB-Big-Band der Sindelfinger Schule für Musik, Theater und Tanz (SMTT) einmal im Jahr Verstärkung für einen Kombi-Abend. Für ihr Konzert 2016 hatte die von Django Hödl geleitete Formation das Step-Duo Kurt Albert und Klaus Bleis engagiert.

Stepper Bleis und STB-Big-Band kennen sich. Tänzer und Combo haben gemeinsam die Jazz-Messe „Sacred Concert“ von Duke Ellington unter anderem als musikalischer Botschafter Sindelfingens in Sondrio, Corbeil-Essonnes und Schaffhausen aufgeführt. Mit Kurt Albert, dem Step-Kollegen von Klaus Bleis, gewinnt die Kombination aus Big-Band-Musik und Tanz aber nochmals eine ganz andere Qualität.

Das als „Tap and Tray“ bekannte, weltweit gebuchte Duo präsentiert zur Ouvertüre ganz ohne Bandbegleitung einen ersten Vorgeschmack auf seine virtuosen Fähigkeiten mit lockerem Fußgelenk und in irrer Geschwindigkeit klappernden (Schuh-)Sohlen, zeigt in der Folge, wie ein Duo den Solo-Auftritt um Tanztheater- oder Slapstick-Elemente bis hin zur Nummer mit Zirkusreife erweitern kann: Gegen Ende haben sie sich mit je einem riesigen runden Metalltablett (englisch „tray“) verstärkt.

Auf den Boden gelegt dienen die Servierbretter aus Stepsohlenstahl als eine Art Fußabtreter und Bodenbelagverstärkung mit zusätzlicher Resonanznote, bis Klaus Beis zwei Schlagzeugbesen zückt, erst ein, dann beide Tabletts und schließlich noch den kahlen Kopf Kurt Alberts damit bearbeitet. Ralf Püpcke am STB-Schlagzeug erhält so für kurze Zeit überraschenden und wirbelnden Kollegenzuwachs.

Beim zweiten Teil der Tablettnummer lässt das Duo die Servierscheiben auf dem Finger kreiseln, während es dazu weiter seine Sohlen kastagnettenartig sprechen lässt. Nicht zuletzt diese Einlage verdeutlicht, was Kurt Albert nach dem Auftritt zur Besonderheit von „Tap & Tray“ innerhalb der weltweiten Step-Szene erläutert: Steptänzer gebe es viele sehr gute, aber es gebe außer „Tap and Tray“ keine Step-Acts.

Zum „Act“ wird das Duo selbstredend auch durch viele, in präziser Synchronität getanzten Choreografien oder quer dazu oft in kleine Sequenzen gesplittete Tanzduelle. Dirigent Djano Hödl, bekannt für sein aller Spontaneität gegenüber offenem Naturell, schwingt sich dazu in die Rolle des Zeremonienmeisters auf und lässt die Sohlenakrobaten auf sein Kommando tanzen.

Dass mit den beiden rhythmisch markant sich artikulierenden Sohlen quasi eine zweite Parallel-Percussion-Truppe auf den Plan tritt und dazu die Koordination von Band-Rhythm-Section kein Selbstläufer ist, zeigt sich in einer kurzen Findungsphase zum Auftakt. Ansonsten beschert das Stepper-Engagement einen deutlichen Mehranteil an Swing-Feelings gegenüber den üblichen STB-Konzerten.

Mit Thelonious Monks „Well you needn’t“ und Charles Mingus „Boogie stop shuffle“ sind darunter indes musikalisch hörenswert-eigenwillige Nummern. Saxer Alexander Förschner, Susanne Gürtler am Tenorsaxofon, Trompeter Sven Fisch und Gitarrist Claus Regelmann kredenzen den Abend über dazu vielfache, immer wieder sehr ansprechende Soloimprovisationen.

Ohne Tänzer rückt die STB-Vorzeigedame ins Rampenlicht. Sängerin Gudrun Egle, stilistisch wohl etwas stärker verwurzelt in funky-souligen Genres, beweist aber nicht zuletzt mit eigenständiger Linienverlegung zu „Bei mir bist Du scheen“ ihre Kompetenz im Swing-Metier.

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